Wie beeinflusst ein Hörverlust die Entwicklung einer Demenz?

Die Ursache des Zusammenhangs zwischen einer Schwerhörigkeit und der Demenz ist bislang noch nicht abschließend erforscht und bedarf weiterer Untersuchungen. Zahlreiche Studien zeigen jedoch einen Zusammenhang von Demenz und Hörverlust auf. Bei den verschiedenen Studien wurden sowohl SeniorInnen/Best Ager mit als auch ohne Hörverlust über mehrere Jahre untersucht.

Wie beeinflusst ein Hörverlust die Entwicklung einer Demenz?

Das Ergebnis einer Studie der Universität Leipzig* ist, dass Menschen mit einem Hörverlust eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Demenz haben. So ist das Risiko bei Personen mit einer Hörminderung schätzungsweise doppelt so hoch, daran zu erkranken.

Eine weitere Beobachtungskohortenstudie der University of Melbourne** untersuchte die Auswirkungen des Hörgerätetragens auf die kognitive Leistung älterer Erwachsener über einen Zeitraum von 3 Jahren. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich die kognitive Leistung der Behandlungsgruppe gegenüber der Vergleichsgruppe mit unbehandeltem Hörverlust in den Bereichen Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit, Psychomotorik und visuelles Lernen signifikant verbesserte. Bei den behandelten Teilnehmern verbesserte sich die kognitive Leistung nach 3 Jahren Hörgeräteträgerschaft, während sie bei den unbehandelten Teilnehmern abnahm. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Behandlung von Hörverlust mit Hörgeräten den kognitiven Verfall verzögern kann.

Die bisher größte Studie zum Thema führte die University of Southern Denmark*** mit knapp 570.000 Teilnehmern im Alter von über 50 Jahren von 2003 - 2017 durch. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Menschen mit Hörverlust ein bis zu 13 % höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken, als Menschen mit normalem Gehör. Zudem war das Risiko, an Demenz zu erkranken, bei Personen, die keine Hörgeräte trugen, um 20 % höher war als bei Personen mit normalem Gehör. Bei Personen, die ein Hörgerät trugen, war das Risiko, an Demenz zu erkranken, um 6 % erhöht. Das deutet darauf hin, dass das Tragen eines Hörgeräts die Entwicklung von Demenz verhindern oder verzögern kann.

Die Zusammenhänge zwischen einem Hörverlust und einer Demenz-Erkrankung sind vielfältig

Allerdings wird ein Zusammenhang mit der allgemeinen Pathologie vermutet, sodass Menschen mit Hörverlust oftmals auch eine Demenz entwickeln. Eine mögliche Ursache könnte außerdem sein, dass Menschen mit einer Hörminderung deutlich mehr Gehirnleistung für das Umwandeln von Geräuschen in nützliche Informationen benötigen. Hinzu kommt, dass Personen, die an einer Schwerhörigkeit leiden sich meist gesellschaftlich zurückziehen. Dadurch führen sie seltener Gespräche und isolieren sich. Auch die gesellschaftliche Isolation ist ein bekannter Risikofaktor für die Demenzerkrankung. Die Folge der Isolation ist der Mangel an Reizen, welcher dazu führt, dass das Gehirn nicht mehr genug gefordert wird.

Eine unbehandelte Schwerhörigkeit gilt als Risikofaktor für die Entstehung von Demenz

All diese Punkte können im höheren Alter eine De­menz begünstigen, daher ist die Prävention vor allem bei Menschen mit einer Hörminderung be­sonders wichtig. Zuallererst ist die regelmäßige Kontrolle des Gehörs ein grundlegender Schritt. So kann der Hörverlust frühzeitig erkannt und entsprechend mit dem Tragen eines Hörsystems ausgeglichen werden. Dies führt dazu, dass Hör­geschädigte wieder aktiver am Leben teilhaben. Wichtig hierbei ist allerdings die ausführliche Bera­tung und ideale Anpassung der Hörsysteme für ein optimales Hörempfinden. Weitere Maßnahmen zur Vorsorge sind zudem der Gehörschutz, damit ein Hörverlust im besten Fall gar nicht erst entsteht sowie die Erhöhung körperlicher und geistiger Ak­tivität, um das Gehirn regelmäßig zu trainieren.

Anhand dieser Handlungen können die Risikofakto­ren für die Entstehen einer Demenz gemindert wer­den. Daher ist es von hoher Bedeutung, dass Patient­Innen eine entsprechende Beratung erhalten, um die nötigen präventiven Maßnahmen durchzuführen.

Quellen:

* Journal of the American Geriatrics Society: Do self‐reported hearing and visual impairments predict longitudinal dementia in older adults?, doi.org/10.1111/jgs.17074, 18.03.2021

** Sarant, J., et al. 2023. Cognitive Function in Older Adults with Hearing Loss: Outcomes for treated vs untreated groups at 3-year follow-up. AAIC-Konferenz 2023, Amsterdam, Niederlande.

*** University of Southern Denmark Faculty of Health Sciences. "Hearing loss increases the risk of dementia." ScienceDaily. ScienceDaily, 5 January 2024.

Autor: Martin Schaarschmidt

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